S. McCarthy mit dem "Orbo" |
Das vorgebliche Ziel dieser knapp 100.000 Euro teuren Anzeige war, die besten Wissenschaftler der Welt zu akquirieren, um daraus eine Jury zu bilden, die diese Behauptung überprüfen sollte.
Das Gerät mit dem Namen "Orbo" bestand aus einer Plexiglas-Scheibe mit einigen Magneten, welche einen Rotor darstellen sollte. Dieser sollte sich in einem Rahmen drehen, auf dem weitere Magnete befestigt waren.
Weitere Details dazu gibt es in einem Esowatch-Artikel, der zur Zeit hier gespiegelt wird.
Im Juli 2007 versuchte es Steorn mit einer öffentlichen Vorführung ihres "Orbo". Gäste waren geladen, Kameras aufgestellt, auch Wissenschaftler waren anwesend. Aber Orbo verweigerte den Dienst und stand einfach nur still unter seiner Plexiglas-Glocke. Angeblich wegen eines Lagerschadens durch die Hitze der Scheinwerfer.
Die Jury nahm 2007 ihre Arbeit auf und kam zwei Jahre später zu dem Ergebnis, dass es kein Ergebnis gibt.
Hier der genaue Wortlaut der Jury-Veröffentlichung vom Juni 2009:
The unanimous verdict of the Jury is that Steorn's attempts to
demonstrate the claim have not shown the production of energy. The jury
is therefore ceasing work.
Die Jury kommt zu dem einstimmigen Ergebnis, dass die Versuche der Firma Steorn, die behauptete Energieproduktion zu belegen, nicht erfolgreich waren. Die Jury legt daher ihre Arbeit nieder.
Genauere Angaben dazu wurden nicht gemacht. Die Mitglieder der Jury haben eine Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnen müssen. Auch die Namen der Gutachter waren lange Zeit unbekannt.
Vorsichtige Versuche einzelner Jurymitglieder, im Forum auf der Steorn-Website die Erklärung zu präzisieren, wurden gelöscht und Forumuser, die weitere Nachfragen stellten, wurden aus dem Forum gesperrt.
Ein 10Ah-Akku treibt das "Perpetuum mobile" an. |
Ein Jahr später präsentierte Steorn eine "Solid State"-Version ihres "Orbo", also eine rein elektronische Schaltung ohne bewegte Teile. Auch bei diesem Gerät wurden keine außergewöhnlichen Daten gemessen. Es handelte sich vielmehr um einen gewöhnlichen Frequenzgenerator mit induktiver Kopplung.
Was in der Zwischenzeit zwischen Steorn und der Jury abgelaufen war, blieb Gegenstand heftiger Spekulationen. Auch hat zwischen 2006 und heute vermutlich niemals ein Produkt auf Basis der behaupteten Technologie existiert, das man tatsächlich erwerben oder lizenzieren konnte. Es gibt keine Berichte von Kunden oder Kooperationspartnern der Firma Steorn.
So weit die sehr kurze Zusammenfassung der Geschichte.
Die Schweigefrist ist Ende Juni 2012 abgelaufen und der Vorsitzende dieser Jury, der emeritierte Elektrotechnik-Professor Dr. Ian MacDonald, hat sich nun in einem Forum geäußert.
Hier sind seine übersetzten Antworten auf einige Fragen:
Dr. McDonald:
Frage: Hatten Sie jemals Kontakt zu den Investoren der Firma Steorn, haben Sie mit ihnen gesprochen? Was denken Sie, warum die Investoren in all den Jahren so ruhig geblieben sind, warum sie niemals öffentlich Steorn hinterfragt haben, etwa bei den öffentlichen Vorführungen?
Frage: Wurde Ihnen jemals ein Gerät von Steorn oder einer durch Steorn beauftragten Firma oder Person zur Ansicht präsentiert? Hatten Sie Gelegenheit, ein solches Gerät selbst zu testen? Hat die Jury ein solches Gerät angefordert, und wenn ja, wie hat Steorn darauf reagiert?
Frage: Wie war der genaue Wortlaut der Abschlusserklärung der Jury, die Steorn nicht veröffentlichen wollte?
Frage: Hat Steorn jemals ein Gerät vorgeführt, welches die behaupteten Eigenschaften hat?
Frage: Was hat die Jury von Steorn gefordert und was hat Steorn geliefert? Wie hat Steorn auf die Anforderungen reagiert und wie kooperativ waren sie?
Frage: Eine persönliche Frage, bei der es mehr um Ihre Meinung geht als um harte Daten: Konnten Sie sich vorstellen, dass dieses Gerät niemals funktionieren würde? Denken Sie, die Steorn-Leute waren einfach verblendet oder war ihnen klar, was passieren würde?
Frage: Hat Steorn die Jury-Mitglieder nach bestimmten Kriterien ausgewählt? Wurden eher Leute bevorzugt, die an die Geschichte glauben oder wurde eher neutral ausgewählt? Hat Steorn die Auswahl selbst vorgenommen oder hatten sie externe Hilfe? Hat sich die Jury real getroffen oder nur auf elektronischem Wege kommuniziert? Wer bestimmte den Vorsitzenden? Hat Steorn jemals versucht, die Jury zu beeinflussen, auch was die Beendigung der Tätigkeit betrifft?
Frage: Wie wurden Sie auf Steorns Behauptungen aufmerksam und was brachte Sie dazu, diese für glaubwürdig zu halten? Was hat Sie dazu gebracht, sich für die Jury zu bewerben?
Frage: Haben Sie auch das Gerät zu sehen bekommen, dessen Lager angeblich durch die Hitze versagt haben?
Meine Motivation, mich hier zu äußern, ist, ein wenig Einblick in das merkwürdige Verhalten der Firma Steorn zu bekommen. Wie ich sehe, haben die Mitglieder dieses Forums einige Erfahrung im Umgang mit Firmen aus der Freie-Energie-Szene. Nun zu den Fragen.
Frage: Hatten Sie jemals Kontakt zu den Investoren der Firma Steorn, haben Sie mit ihnen gesprochen? Was denken Sie, warum die Investoren in all den Jahren so ruhig geblieben sind, warum sie niemals öffentlich Steorn hinterfragt haben, etwa bei den öffentlichen Vorführungen?
Antwort: Ich hatte keinen Kontakt zu den Investoren, niemand aus der Jury hatte den, soweit ich weiß. Allerdings wurde uns mitgeteilt, dass die Kinder einiger Investoren bei Steorn angestellt waren. Diese haben wir auch getroffen, aber keine weiteren Informationen über die Investoren erhalten.
Frage: Wurde Ihnen jemals ein Gerät von Steorn oder einer durch Steorn beauftragten Firma oder Person zur Ansicht präsentiert? Hatten Sie Gelegenheit, ein solches Gerät selbst zu testen? Hat die Jury ein solches Gerät angefordert, und wenn ja, wie hat Steorn darauf reagiert?
Antwort: Bei Treffen in Dublin wurden uns Geräte präsentiert, aber sie haben nie funktioniert. Beim ersten Jury-Treffen mussten wir mehrere Tage auf eine angekündigte verbesserte Version des Magnetmotors warten. Diese sollte von einer Spezialfirma aus Holland geliefert werden. Aber sie erschien niemals.
Steorn war wohl der Meinung, die Jury-Mitglieder sollten ein eigenes Gerät nach Steorns Vorgaben herstellen, um das Konzept zu validieren. Die Jury machte es jedoch zur Bedingung, dass Steorn zuerst ein funktionierendes Gerät bereitstellt, bevor andere Maßnahmen ergriffen werden. Steorn hat diese Bedingung akzeptiert. Die Kriterien, was genau ein "funktionierendes Gerät" sei, wurden in der Jury ausgiebig diskutiert und ich denke wir sind letztendlich zu einem guten Ergebnis gekommen. Die Tatsache, dass diese Bedingungen niemals erfüllt wurden, führte letztendlich dazu, dass die Jury ihre Arbeit niedergelegt hat.
Frage: Wie war der genaue Wortlaut der Abschlusserklärung der Jury, die Steorn nicht veröffentlichen wollte?
Antwort: Es gab keine weitere Abschlusserklärung. Nur das bekannte öffentliche Statement der Jury.
Frage: Hat Steorn jemals ein Gerät vorgeführt, welches die behaupteten Eigenschaften hat?
Antwort: Steorn hat ein Gerät vorgeführt, welches gewissermaßen funktioniert hat und von dem sie behauptet haben, es würde Energie produzieren. Die Jury hielt diese Vorführung aber für wenig überzeugend. Später wurde eben dieses Gerät als Produkt zur "Messung magnetischer Interaktionen" beworben.
Der angebliche Energieüberschuss sollte uns dadurch nachgewiesen werden, dass bei einer vollen Umdrehung dieses Gerätes ein Rotor schrittweise bewegt wurde und dabei ein rechnerisch höheres Drehmoment als erwartet gezeigt wurde. Es gab dabei aber keine kontinuierliche Bewegung und diente ausschließlich zur Demonstration von Steorns Ideen zum Magnetismus. Die Jury kam zu dem Ergebnis, dass die Resultate dieser Vorführung unterhalb des experimentellen Rauschpegels lagen.
Frage: Was hat die Jury von Steorn gefordert und was hat Steorn geliefert? Wie hat Steorn auf die Anforderungen reagiert und wie kooperativ waren sie?
Antwort: Ich würde sagen, Steorn war bemerkenswert kooperativ. Sie gingen sofort auf die Forderungen der Jury ein. Eine Sache machte mich allerdings stutzig: Es war schon beim ersten Treffen klar, dass Steorn der Jury kein funktionierendes Gerät präsentieren konnte. Trotzdem haben sie geplant, wenige Monate später im Londoner Kinetica-Museum eine Präsentation durchzuführen. Darüber wurde die Jury jedoch nie informiert. Wenn man bedenkt, dass die Jury die Aufgabe hatte, die Funktion der Erfindung zu bestätigen, erscheint diese Vorgehensweise doch sehr merkwürdig.
Frage: Eine persönliche Frage, bei der es mehr um Ihre Meinung geht als um harte Daten: Konnten Sie sich vorstellen, dass dieses Gerät niemals funktionieren würde? Denken Sie, die Steorn-Leute waren einfach verblendet oder war ihnen klar, was passieren würde?
Antwort: Nein, ich bin niemals wirklich davon ausgegangen, dass Steorn ein funktionierendes Perpetuum mobile erfunden hat. Mich hat jedoch interessiert, was genau es war, das so eine große Aufmerksamkeit erregte und was sie antrieb, zum Beispiel die Economist-Anzeige, der Aufwand, eine Jury zusammenzustellen, die Kosten, die sie auf sich nahmen, um diese Firma zu betreiben usw. Trotzdem versuchte ich jederzeit, für alle Möglichkeiten offen zu bleiben.
Die Motivation von Steorn kann ich nicht eindeutig bestimmen. Vielleicht wurden auch einigen Leute von anderen verblendet, aber ich kann nicht sagen wer von wem.
Frage: Hat Steorn die Jury-Mitglieder nach bestimmten Kriterien ausgewählt? Wurden eher Leute bevorzugt, die an die Geschichte glauben oder wurde eher neutral ausgewählt? Hat Steorn die Auswahl selbst vorgenommen oder hatten sie externe Hilfe? Hat sich die Jury real getroffen oder nur auf elektronischem Wege kommuniziert? Wer bestimmte den Vorsitzenden? Hat Steorn jemals versucht, die Jury zu beeinflussen, auch was die Beendigung der Tätigkeit betrifft?
Antwort: Darauf kann ich nur mit meiner persönlichen Meinung antworten. Die Jury bestand fast komplett aus Ingenieuren und Wissenschaftlern mit einer umfangreichen Ausbildung und Erfahrung auf ihrem Gebiet. Manche Mitglieder waren von vornherein unerschütterlich ablehnend, einige wenige Mitglieder waren dagegen von der Idee überzeugt. Der Rest war eher neugierig warum Steorn eine solche Behauptung aufstellt. Dazu gehörte auch ich. Steorn hat die Auswahl selbst vorgenommen, so weit ich weiß. Sie zeigten uns eine sehr lange Tabelle von Bewerbern, aus denen sie uns ausgewählt hatten. Die Auswahl erfolgte ausschließlich auf Grund des Lebenslaufes. Die Jury hat sich zwei mal in Dublin getroffen, jeweils im Sommer 2007 und 2008. Ich wurde von der Jury zum Vorsitzenden gewählt. Steorn hat die Jury bis auf die Demonstrationen ganz sich selbst überlassen.
Die Jury hat erstmals im Januar 2009 beschlossen die Arbeit niederzulegen und hat Steorn darüber informiert. Aber auf Bitten von Steorn wurde ein weiterer Termin vereinbart, bis zu dem eine Präsentation erfolgen sollte. Das fand aber nicht statt, also haben wir die Arbeit im Juni beendet. Dadurch kam auch das terminliche Durcheinander bei der Veröffentlichung zustande. Ursprünglich wurde schon im Herbst 2008 vorgeschlagen, die Arbeit zu beenden, aber einige Mitglieder wollten weiter warten. Die Jury musste aber einstimmige Beschlüsse fassen, deshalb die achtzehn Monate Verspätung. Steorn widersprach zwar, machte aber keine Anstalten, etwas dagegen zu unternehmen.
Frage: Wie wurden Sie auf Steorns Behauptungen aufmerksam und was brachte Sie dazu, diese für glaubwürdig zu halten? Was hat Sie dazu gebracht, sich für die Jury zu bewerben?
Antwort: Zum ersten Mal habe ich über die Anzeige im Economist von Steorns Behauptungen erfahren. Ich habe sie aber nie für glaubwürdig gehalten. Meine eigene Neugier hat mich dazu gebraucht, mich für die Jury zu bewerben.
Frage: Haben Sie auch das Gerät zu sehen bekommen, dessen Lager angeblich durch die Hitze versagt haben?
Antwort: Dieses Gerät haben wir niemals zu sehen bekommen. Es gab ein ähnliches Gerät, aber das blieb ziemlich schnell stehen, nachdem es in Bewegung versetzt wurde.
So viel erst mal für heute. Dr. McDonald hat noch mehr zu erzählen, deshalb wird es in den nächsten Tagen. eine Fortsetzung dieses Beitrags geben.
Auschnitt der Steorn-Website 2006 |
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